Features und Innovationen

Pharma, Food und Chemie: strengste Auflagen und Null-Fehler im Lager (Teil 2/2).

Willkommen zum zweiten Teil. Nachdem wir im ersten Teil bereits drei zentrale Herausforderungen und passende Lösungen beleuchtet haben, geht’s jetzt zu den nächsten drei.


1. Gefahrguttransport

Was für Gefahrstoffe im Lager gilt, gilt auch für Gefahrgüter auf der Straße. Ein kleiner Fehler kann Menschen, Umwelt und Eigentum gefährden. Lkw dürfen nur eine bestimmte Menge an Gefahrstoffen transportieren. Jedes Gefahrgut braucht eine lückenlose Klassifizierung und Dokumentation. Wichtig ist die Kennzeichnung der Labels, des Lieferscheins und Frachtbriefs. Bei einer Kontrolle muss auf den ersten Blick klar sein, was im Lkw steckt und wie damit umzugehen ist.

Klassifizierung: Gefahrgut wird nach ADR für den Straßenverkehr, RID für den Schienenverkehr und IMDG-Code für den Seeverkehr klassifiziert. Neun Gefahrenklassen unterscheiden zwischen den Gefahrenarten wie explosive Stoffe, entzündbare Flüssigkeiten und giftige Stoffe. Jedes braucht ein eigenes Etikett, klar definierte Risiken und ein spezifisches Handling.

Beförderungspapier: Ohne sie fährt nichts. Das Transportdokument muss korrekt und vollständig vorliegen. Zusätzlich ist ein Sicherheitsdatenblatt (SDS) erforderlich. Das liefert Infos zu den Eigenschaften und zur Handhabung. So weiß jeder, wie sich der Stoff bei 30 Grad oder beim Umkippen verhält.

Die Antwort: digitale Gefahrgutverwaltung
Unser System verwaltet Gefahrgutartikel zentral im Gefahrgutstamm (oder auch Gefahrstoffversand genannt). Jeder Eintrag enthält Informationen wie Löschklasse oder Kennzeichnungspflicht. Beim Erstellen von Lieferpapieren und Versandetiketten prüft das WMS automatisch, ob Gefahrgut vorliegt. Falls ja, erstellt es alle erforderlichen Unterlagen wie Beförderungspapiere und Sicherheitsdatenblätter auf Knopfdruck. Selbst Limited Quantity Aufkleber und Piktogramme lassen sich direkt aus dem WMS heraus drucken.


2. Null-Fehler-Kommissionierung

Kommissionierfehler in der Pharmaindustrie können schwerwiegende Folgen haben und zu Falschlieferungen, Verzögerungen und Qualitätsproblemen führen. Auch in der Lebensmittelbranche kann eine fehlerhafte Kommissionierung zum Super-Gau werden. Ein falsches Produkt, ein nicht deklariertes Allergen, ein Kunde mit Allergie. Unternehmen in diesen Branchen haften für solche Schäden. Kostspielige Rückrufaktionen sind die Folge.

Die 1. Antwort: mobile Datenerfassung, EAN-Nr. und Put-to-Light
Ein WMS plus MDE-Gerät (mobile Datenerfassung) ersetzt die Zettelwirtschaft. Keine Kritzeleien auf Papier, keine Lagerlisten im Hosentaschenformat beim Kommissionieren. Stattdessen Displays, auf denen jeder Lagerplatz und jeder Entnahmeschritt angezeigt und bestätigt wird. Kombiniert mit eindeutigen EAN-Nummern, die Produkte klar identifizieren. Und wenn's noch sicherer sein soll? Dann setzen Profis auf Put-to-Light. Das Licht zeigt zum Beispiel, in welchen Behälter auf dem Kommissionierwagen der Artikel gehört – Verwechslung ausgeschlossen.

Neugierig? Gemeinsam mit der KBS Industrieelektronik GmbH haben wir eine 4-teilige Blogserie zu Pick-by-Light erstellt. Jetzt lesen.


Die 2. Antwort: Kontrollprozess im Automatiklager
Es geht noch präziser. Im Automatiklager eines Pharmaunternehmens landen die Artikel direkt im Zielbehälter, unter dem eine Waage sitzt. Eine Packung mit Kopfschmerztabletten – die ein Gewicht von 60 Gramm hat – wird kommissioniert. Anschließend führt das System automatisch eine Referenzwiegung durch und prüft, ob die Packung dieses Gewicht hat. Weicht das Gewicht ab, erscheint eine Fehlermeldung.

Die 3. Antwort: Kontrollfunktion am Packplatz
Und wenn Sie denken, das ist das Ende der Kontrollkette – falsch gedacht. Am Packplatz wartet der letzte Prüfschritt vor dem Versand: die Blindkontrolle. Bevor das Paket raus geht, wird noch mal gescannt, geprüft und verifiziert. Stimmt etwas nicht, erscheint eine Anweisung für den nächsten Schritt. Diese Kontrollfunktion lässt sich flexibel konfigurieren. Für bestimmte Kunden verpflichtend, für andere optional. Und neue Mitarbeitende? Die Kommissionierungen lassen sich während der Einarbeitungsphase so kontrollieren.

Fazit: Null-Fehler klingt nach Utopie – ist aber mit den richtigen Technologien und Prozessen absolut realistisch. Es ist ein Ziel, das sich lohnt.

3. Qualitäts- und Sicherheitsstandards

Pharma, Chemie, Lebensmittel – in diesen Branchen gelten strikte Vorgaben. Es geht nicht nur darum, Produkte schön zu verpacken oder pünktlich zu liefern. Sie müssen sicher, geprüft, korrekt gekennzeichnet und vollständig dokumentiert sein. Und das vom ersten Produktionsschritt bis zur letzten Bewegung im Lager. Klingt aufwendig? Ist es auch. Und hier kommt unser Prüfmodul ins Spiel.

Die Antwort: Prüfmodul zur Qualitätssicherung
Das Modul übernimmt, was manuell kaum zu stemmen wäre. Es definiert Qualitätsprüfpunkte und Stichprobenprüfungen, setzt Zielwerte und Toleranzen. Zusätzlich verwaltet es Sperrlagerbestände und die Nachverfolgung von Qualitätsabweichungen. Spezielle Prüfschritte werden prozessbasiert verknüpft und in die richtige Reihenfolge gebracht. Prüflose werden verwaltet und Prüfaufträge generiert. So bleibt alles nachvollziehbar und dokumentiert.

Ein konkretes Beispiel: 1.000 Packungen Kopfschmerztabletten verlassen die Produktion. Sie landen auf einer Palette im Wareneingang. Jetzt beginnt die Lagerverteilung: Einzelverpackungen wandern ins Kleinteilelager, Kartons für Apotheken ins Fachbodenlager, Übermengen ins Hochregallager. Das WMS übernimmt – aber nur, wenn die QS-Prüfschritte davor erfolgreich waren. Dazu gehören der Barcode-Scan zur Rückverfolgbarkeit und die Prüfung der Verpackung. Alles läuft automatisiert. Alles bleibt unter Kontrolle.


Weitere nützliche Funktionen für diese sensiblen Branchen.

GMP und GDP – Standard in der Pharmalogistik

In der Pharmaindustrie gelten strengste Vorschriften für die Herstellung, die Lagerung, die Verpackung und den Versand. Die Prozesse müssen nach den GMP (Good Manufacturing Practice) und GDP (Good Distribution Practice) Richtlinien zertifiziert sein – das ist verpflichtend. GMP und GDP sind weit mehr als Abkürzungen in Compliance-Präsentationen. Sie sind die Garantie, dass Medikamente so ankommen, wie sie das Lager verlassen.

Besonders streng sind die Vorgaben in der Produktion. Dort muss jede Software – die im Supply-Chain-Management zum Einsatz kommt – validiert sein, außer das WMS. Doch auch ohne Zertifizierung unterstützen wir unsere Kunden dabei, sämtliche GMP- und GDP-Anforderungen zu erfüllen. Besonderen Wert legen wir auf detaillierte Protokolle, um die Testqualität sicherzustellen.

Temperaturregelung – entscheidend für Produktqualität

Es gibt Themen, bei denen sich die meisten erst mal denken: »Na ja, wird schon gehen.« Temperaturregelung im Lager gehört definitiv nicht dazu. Denn wer in der chemischen oder pharmazeutischen Branche unterwegs ist, weiß, wenn die Temperatur nicht stimmt, ist das Produkt im Eimer.

Eine Abweichung von wenigen Grad im Lager reicht. Die Wirkung eines Medikaments kann sich verändern, eine chemische Reaktion ungewollt einsetzen oder ein Produkt verderben. Es braucht aber mehr als ein Kühlsystem. Intelligente Temperaturzonen sind Teil einer durchdachten Lagerstrategie.

In unserem WMS bekommt jedes Produkt eine eigene Klimaklasse zugewiesen. Diese Klassifizierung steuert, wo und wie eingelagert wird. Im Tiefkühllager bei frostigen -20 Grad, in einer Zone bei moderaten -10 Grad oder im sogenannten Ambient-Lager bei temperierten 15 bis 25 Grad. Da landen alle Produkte, die keine Temperaturanforderungen haben – aber eben auch nicht einfach »irgendwo« lagern sollten.

Fazit: Drei Branchen, ein Prinzip – Qualität beginnt im Lager. Ob Pharma-, Lebensmittel- oder Chemieindustrie – am Ende hängt der Erfolg davon ab, wie gut die Dinge im Hintergrund funktionieren. Lieferketten müssen transparent, Prozesse gesetzeskonform und Lager extrem präzise organisiert sein. Fehler stehen nicht zur Diskussion. Denn was hier schiefläuft, hat Konsequenzen für die Gesundheit, für die Umwelt und für das Vertrauen der Menschen.


Zum ersten Teil: Pharma, Food und Chemie: Lagerverwaltung für kritische Branchen (Teil 1/2).
Weiterer Blogartikel: Chemie-, Lebensmittel- und Pharmabranche: Eine lückenlose Transparenz und Spitzenqualität trotz Chargen und MHD.

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Redaktion
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